„All’italiana!“, Petra Reskis neues Werk, ist ein meisterhaft komponiertes Porträt des modernen Italiens, das die Leser mit auf eine faszinierende Odyssee durch die Tiefen und Höhen der italienischen Seele entführt.
Die bekannte Autorin, die seit über drei Jahrzehnten in der betörenden Lagunenstadt Venedig ihr Zuhause gefunden hat, zeichnet ein facettenreiches, schillerndes Bild ihres Wahlheimatlands, das weit über die abgegriffenen Klischees von Pizza, Pasta und Dolce Vita hinausgeht.
All’italiana! Intime Einblicke und messerscharfe Analyse
Mit Leidenschaft und Tiefgang gewährt uns Petra Reski Einblicke in ein Italien, das sie wie kaum eine andere kennt und versteht. Nach mehr als dreißig Jahren in diesem Land, das die Deutschen seit jeher in seinen Bann zieht, teilt sie mit uns ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse. Da ist zum einen die Faszination für ein Land, das nicht nur mit seiner exquisiten Küche und seinen atemberaubenden Landschaften und Städten bezaubert, sondern auch mit einer ganz eigenen, bisweilen skurrilen Bürokratie und Mentalität überrascht.
Zum anderen aber auch die anhaltende Bedrohung durch die Tentakel der Mafia, die sich wie ein dunkler Schatten über das sonnendurchflutete Land legt. Reski, bekannt für ihren präzisen, unbestechlichen Blick, nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ein schillerndes Kaleidoskop italienischer Lebenswelten.
Von den ehrwürdigen Sälen der Gerichte über die kargen Zellen der Gefängnisse bis hin zu den samtenen Sofas der Escorts – die Autorin scheut sich nicht, auch in die Abgründe und Schattenseiten der italienischen Wirklichkeit vorzudringen. Dabei gelingt es ihr stets, den respektvollen, einfühlsamen Blick einer teilnehmenden Beobachterin zu wahren, die tief in die Seele dieses widersprüchlichen Landes blickt.
Besonders beeindruckend ist Reskis Gabe, ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse mit messerscharfer politischer Analyse zu verweben. Ihr jahrelanger, zermürbender Kampf um die italienische Staatsbürgerschaft wird zur eindringlichen Metapher für die komplexe, von historischen Verwerfungen durchzogene Beziehung zwischen Deutschland und Italien – zwei Nationen, deren Schicksale auf so vielfältige Weise miteinander verflochten sind.
Stilistische Brillanz und thematische Vielfalt
Reskis Prosa besticht durch eine atemberaubende stilistische Eleganz und Brillanz. Mit großer sprachlicher Meisterschaft gelingt es ihr, selbst komplexe politische und gesellschaftliche Zusammenhänge in einer ebenso präzisen wie poetischen, geradezu sinnlichen Sprache zu vermitteln. Ihre Schilderungen der italienischen Landschaft – von den silbrig schimmernden Olivenhainen bis zu den von der Sonne verbrannten antiken Ruinen – sind von einer beinahe greifbaren Atmosphäre und Stimmung durchdrungen, die den Leser tief in ihren Bann zieht.
Beeindruckend ist auch die schier unerschöpfliche thematische Bandbreite des Buches. Mit großer Souveränität und Kenntnisreichtum bewegt sich Reski zwischen pointierten Alltagsbeobachtungen und profunden gesellschaftlichen Analysen. Ob sie nun mit feiner Ironie von den Fallstricken und Absurditäten der italienischen Bürokratie berichtet oder mit investigativem Scharfsinn die undurchsichtigen Machtverhältnisse und Seilschaften in Politik und Wirtschaft beleuchtet – stets gelingt es ihr, neue, überraschende Perspektiven zu eröffnen und verborgene Zusammenhänge freizulegen.
Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch Petra Reskis Werk zieht, ist die Mafia und ihre weitverzweigten Aktivitäten auch in Deutschland. Mit Nachdruck weist die Autorin immer wieder darauf hin, wie die Mafia auch hierzulande, etwa durch undurchsichtige Immobilieninvestitionen, Geldwäsche in großem Stil betreibt.
Reski kritisiert die aus ihrer Sicht zu laxen Gesetze, die es den Mafia-Clans erleichtern, ihre schmutzigen Gelder in Deutschland zu waschen und so ihren Einflussbereich stetig auszuweiten. Ihre Warnungen und Enthüllungen haben dazu geführt, dass sie sich immer wieder juristischen Anfeindungen und Anfechtungen ausgesetzt sah – doch Reski lässt sich nicht einschüchtern und erhebt weiter ihre Stimme.
Eine Liebeserklärung mit kritischem Blick
Reskis Buch ist nicht nur ein leidenschaftliches, intimes Porträt Italiens, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der komplexen politischen und kulturellen Dynamiken, die dieses Land prägen. Doch selbst in ihrer Kritik spürt man stets die tiefe Verbundenheit der Autorin mit dem Land und seinen Menschen, denen sie seit so vielen Jahren ihr Herz geschenkt hat.
Mit „All’italiana!“ hat Petra Reski ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Buch vorgelegt, das sowohl inhaltlich als auch stilistisch restlos überzeugt. Es ist eine kongeniale Fortsetzung und Krönung ihres bisherigen Werks und unterstreicht einmal mehr ihre herausragende Stellung als einfühlsame, scharfsinnige Mittlerin zwischen den Kulturen und Mentalitäten. Für ihre langjährige journalistische Arbeit auf höchstem Niveau wurde Reski bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Emma-Journalistinnen-Preis und als „Reporterin des Jahres“.
All’italiana! Die Autorin
Aufgewachsen im pulsierenden Ruhrgebiet, studierte Petra Reski Romanistik und Sozialwissenschaften, bevor sie die prestigeträchtige Henri-Nannen-Schule besuchte und anschließend als Redakteurin beim Magazin Stern arbeitete. Doch dann geschah etwas, das ihr Leben von Grund auf verändern sollte: Bei einer Reise nach Venedig verlor sie ihr Herz an die märchenhafte Stadt in der Lagune.
Seit 1991 lebt und arbeitet sie nun dort, schreibt für renommierte Zeitschriften wie GEO, DIE ZEIT, Merian und Brigitte sowie für den Rundfunk. Ihre Bücher „Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ (2020) und „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ (2008) wurden zu Bestsellern. 2021 wurde Petra Reski für ihr Lebenswerk mit dem Ricarda-Huch-Preis geehrt. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Venedig.