„Die Leute begreifen, dass die Digitalisierung alles verändert, kommen aber allein nicht hinterher.“ – Interview mit Annette Schwindt

Bitte stelle Dich kurz vor:

Hallo, mein Name ist Annette Schwindt, ich lebe mit meinem Mann in Bonn und mache freischaffend alles Mögliche mit Kommunikation. Ich bin chronisch digital, WordPress-Fan und schieße gern Portraitfotos.

Was machst Du beruflich, wo liegt dabei der Fokus?

Ich helfe anderen, sich im digitalen Wandel besser zurecht zu finden, indem ich sie berate, coache oder Websites mit ihnen baue. Wieder anderen helfe ich, ihre Projekte für Dritte miterlebbar zu machen. Ich schreibe und fachlektoriere Bücher und verfasse Artikel für Blogs und Magazine. Mein Fokus liegt dabei auf den beteiligten Menschen und Themen sowie darauf, meinen Teil dazu beizutragen, die Welt ein bisschen besser zu machen.

In welchem Bereich fühlst du dich am wohlsten und warum?

Das kommt wie gesagt auf die beteiligten Menschen und das Thema an. Am liebsten habe ich Projekte, bei denen ich möglichst viele Talente von mir einbringen kann. Ich brauche Abwechslung, sonst wird mir schnell langweilig.

Viele Unternehmen spüren, dass sich die Welt um sie rasant schnell verändert. Wir bringst Du diese Erfahrung zu Deinen Kunden, wie vermittelst Du sie Ihnen?

Die meisten kommen gerade wegen dieser Tatsache zu mir. Sie begreifen, dass die Digitalisierung alles verändert, kommen aber allein nicht hinterher. Ich führe sie dann generell oder in Bezug auf bestimmte Projekte an die für sie neue Welt heran, indem ich sie mit Bekanntem aus der analogen Welt vergleiche und ihnen so die Erklärungen leichter verständlich mache. Die Leute müssen die Dinge be-greifen (sic!) können, dann haben sie auch keine Angst mehr.

Wie würdest Du aus Deiner Sicht den Begriff „Digitalisierung“ erklären?

Schöne Frage! 🙂 Ich versuche das jetzt mal möglichst einfach ausgedrückt:  Durch Computer wird unsere Welt in ähnlicher Weise revolutioniert wie es damals die Industrialisierung oder davor die Einführung des Buchdrucks getan hat. Nur passiert es diesmal in solch einer rasenden Geschwindigkeit, dass sich der Informationszuwachs immer weiter potenziert. Deshalb geht es in Zukunft nicht mehr darum, selbst möglichst viele Informationen anzuhäufen, sondern darum, zu lernen, wie man Informationen findet und verantwortungsvoll mit ihnen umgeht. Wir dürfen diesen Prozess nicht als Bedrohung ansehen, sondern sollten ihn aktiv mitgestalten, um unser Zusammenleben besser zu machen. Dabei dürfen wir nicht an alten Denkmustern kleben bleiben, sondern müssen das Potenzial der Veränderung erkennen und für alle nutzen lernen.

Welche Geschäftsmodelle haben in Zukunft die besten Chancen?

Diejenigen, die ihren Gewinn nicht in individueller Anhäufung von Materiellem sehen, sondern im Teilen von Wissen, zugunsten von Zusammenarbeit und dem Wohle aller. Die Gesellschaft muss weg vom Wachstumsdenken hin zum Gemeinschaftsdenken. Wer heute nur noch an sich denkt und anderes für naiv hält, der hat den Knall nicht gehört.

Was hast Du bisher für Erfahrungen mit der DSGVO gemacht? Wir haben ja 2018 alle viel Zeit und Geld in das Thema gesteckt, gibt es bereits Erfahrungen damit? Wirkt sich die aktuelle Gesetzgebung praktisch auf Dein Business aus?

Ich habe ja kein Business. 😉 Aber was meine Arbeit betrifft, so habe ich schon immer auf Datenschutz geachtet und hatte damit bei Einführung der DSGVO vielleicht ein paar Probleme weniger. Im Grunde sind es ja gute Ziele, die mit der DSGVO verfolgt werden. In der Umsetzung ist einiges allerdings für den individuellen Webnutzer nur unter großem Aufwand realisierbar, was nicht im entsprechenden Verhältnis zueinandersteht.

In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?

Ich würde nie für einen Kunden arbeiten, von dem ich wüsste, dass er meine o.g. Kriterien mit Füßen tritt. Natürlich kann sich das nicht jeder aussuchen. Aber Veränderung fängt im Kleinen an. Je mehr Menschen ein Umdenken praktizieren, umso eher wird sich im Großen etwas tun. Ich versuche mit meinen Projekten im Kleinen zu helfen, etwas Gutes zu befördern. Ob das nun eine Website für einen Illustrator von Kinderbüchern https://www.mortenpedersen.no/  ist, oder ein Wegweiser für das Berichten über Menschen mit Behinderung http://www.annetteschwindt.de/downloads/Wissenswertes.pdf

Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung? Was ist Dir im Job besonders gut gelungen? Was war für Dich eine völlig neue Erfahrung?

Die beste Erfahrung war es, als ich mit Mitte 40 endlich begriffen habe, was mich ausmacht und warum. Seitdem kann ich meine Talente viel besser einsetzen und die Spreu vom Weizen trennen.

Besonders gut gelungen finde ich immer erfolgreiche Zusammenarbeiten mit anderen, wie mein Fachlektorat der WordPress-Bücher von Peter Müller https://www.annetteschwindt.de/fachlektorat/#peter, oder zuletzt die Dokumentation von Gunnar Sohns Europatour #FürMiliana https://fuermiliana.com.

Eine völlig neue Erfahrung für mich war 2013 meine erste Teilnahme am Social Media Chat Bonn (SMCBN). Bis dahin hatte ich noch nie Fans live getroffen. Das hat mich ganz schön umgehauen.

Welche Tools arbeiten für Dich sinnvoll, womit erleichterst Du Deinen Alltag?

Mit meinem Smartphone, das vom Wecker und Kalender bis zu sämtlichen Formen digitaler Kommunikation alles übernehmen kann. Außerdem nutze ich mehrere Messenger und skype gern mit Menschen auf der ganzen Welt.

Hast Du ein Motto? Wenn ja, welches?

Digitale Kommunikation ist, was wir daraus machen. (Oder wie Johannes Korten sagte: Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen)

Und manchmal einfach nur #HURZ 😉

Wo findet man dich in den sozialen Netzwerken?

Facebook, Instagram, Twitter, YouTube, Soundcloud, LinkedIn unter @annetteschwindt

Annette Schwindt, verheiratet, Bonn, 47 Jahre alt
Magister Artium in Romanistik und Soziologie, gelernte Print-Redakteurin, diplomierte Beraterin für Kommunikation
https://www.annetteschwindt.digital/

Foto: Christine Kahl

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1 Gedanke zu „„Die Leute begreifen, dass die Digitalisierung alles verändert, kommen aber allein nicht hinterher.“ – Interview mit Annette Schwindt“

  1. Digitalisierung ist mittlerweile ein Buzzword. Es deckt so manches ab, vor allem die Neigung sich möglichst nicht zu intensiv mit den relevanten Inhalten und Einsatzfeldern zu beschäftigen. Das ist menschlich, denn der Mensch per se neigt keineswegs zur Veränderung. Gewohnheit macht das Leben eben vor allem einfacher. Auch in Unternehmen wird die digitale Transformation leider vielfach noch vorrangig als technische Aufrüstung verstanden, die sie nicht oder nur partiell ist. Auf der Grundlage digitaler Aufrüstung muss sich viel mehr entwickeln – ein digitales Mindset (erneutes Buzzword), das sich durch alle Unternehmensebenen bis hinein in die Köpfe der CEOs zieht, ja vor allem dorthin. Leader müssen Transformation vorleben. – Orga, Leadership, Rekruting, Management, Produktentwicklung, Vertrieb, Mitarbeiterbeteiligung und -förderung, Kommunikation mit den Stakeholdern und Targetgroups, Eigendarstellung und Zielgruppen-StoryMaking .. alles ist von diesem Virus erfasst. Unternehmen müssen das „Why“ kennen, warum sie was, zu welchem Ziel und Zweck und wie transformieren sollen, sonst funktioniert es nicht – es bleibt ein Kratzen an der Oberfläche.

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