Paolo Cognetti – Fontane Numero 1

Paolo Cognetti ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt. 1978 in Mailand geboren, begann er sich nach einem Mathematikstudium und dem Abschluss an der Mailänder Filmhochschule auf das Schreiben zu konzentrieren. Sein Debüt fand 2004 mit einer Erzählung in der Veröffentlichung einer Anthologie statt, dem später mit dieser Erzählung der erste Band mit Kurzgeschichten folgte. Es folgten mehrere Bände mit Kurzprosa, die alle in Italienisch und 30 anderen Sprachen erschienen.

Paolo Cognetti bewegt sich mit seinen Beschreibungen in der Welt des Alltags und erschafft mit seiner präzisen Schreibweise ein genaues Abbild der Wirklichkeit. Immer geht es um Menschen, die Augenblicke in ihrem Leben erleben, in der wesentliche Entscheidungen fallen, in denen sie ihre eigene Identität entdecken und ihr Schicksal begreifen.

Stark beeinflußt von der Literatur der großen Amerikaner wir Hemingway, O’Connor oder Salinger, stärker aber noch durch Raymond Carver, Grace Paley und Alice Munro, aber ebenso durch die bedeutenden Autoren Italiens (Calvino, Fenoglio), ist Cognettis Hang zur Short Story zu erklären. Um auf wenigen Seiten eine ganze Geschichte zu erzählen, muss jedes noch so kleine Detail stimmen und präzise in den Erzählablauf eingefügt werden. Das Zusammensetzen etlicher Fragmente ergibt dann ein sinnvoll verdichtetes Mosaik, in dem eine Geschichte Platz findet. Diese Kunst beherrscht Paolo Cognetti.

Erfreulicherweise wurde nun in der Edition Blau des Züricher Rotpunktverlages die deutschsprachige Ausgabe von Fontane Numero 1 – Ein Sommer im Gebirge herausgebracht, übersetzt von Barbara Sauer.

Eine Schaffenskrise und das festgefahrene Leben in Mailand bringen Paolo auf die Idee, sich für eine Zeit von der Zivilisation zu verabschieden. Inspiriert von Henry David Thoreau, Chris McCandless und anderen Eremiten mietet er eine Hütte in den Bergen – Fontane Numero 1 -, nicht weit von dort, wo er als Kind die Sommer verbracht hat. Als Ende April das Abenteuer beginnt, erwarten ihn da oben Reste von Schnee, das Rauschen des Winds und das Schweigen der Steine.

Das Dasein auf 2000 Meter Höhe bringt die einfachen Dinge zurück: Holz hacken, Feuer machen, die Gegend erkunden, einen Garten anlegen. Paolo spricht mit den Tieren, liest Bücher, hört seltsame Geräusche in der Nacht. Wochenlang sieht er keine Menschenseele, bis aus dem Nebel doch eine Gestalt auftaucht.

Paolo Cognettis Hüttenbuch erzählt von der schönen, schrecklichen Einsamkeit, in der man sich selber näherkommt, von einer nicht gekannten Freundschaft und – wir lesen den Beweis – von der Wiederkehr der verlorenen Sprache.

Paolo Cognetti, geboren 1978 in Mailand, ist Schriftsteller und Dokumentarfilmer. Zur Autorenkreis rund um den quirligen Verlag Minimum Fax in Rom gehörend, hat er mehrere, verschiedentlich ausgezeichnete Bücher veröffentlicht. 2016 ist beim renommierten Turiner Verlag Einaudi sein Debütroman erschienen, der in rund 30 Sprachen verkauft wurde. Mit Fontane Numero 1 liegt sein erstes Buch auf Deutsch vor. Über aktuelle Lektüre und über die Berge schreibt er auf seinem Blog: http://paolocognetti.blogspot.de/

Verlag: https://rotpunktverlag.ch/titel/fontane-numero-1

Paolo Cognetti – Fontane Numero 1

144 Seiten, 19.0 × 12.0 cm, gebunden

ISBN 978-3-85869-740-0, 1. Auflage

Erschienen am 28.03.2017

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