Stefan Fourier: „Für Ruhestand bin ich noch viel zu jung“

Bitte stelle Dich kurz vor:

Ich bin Stefan Fourier und wohne in Nienstedt im Deister.

Was machst Du beruflich, wo liegt dabei der Fokus?

Ich habe über 30 Jahre als Unternehmensberater gearbeitet, dabei besonders auf den Gebieten Organisationsentwicklung und Change-Management. Bereits 1990 habe ich mit meiner Frau Karin Fourier die Beratungsfirma Humanagement gegründet und sie bis heute geleitet.

Stefan Fourier

In welchem Bereich fühlst du Dich am wohlsten und warum?

Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich direkt und unmittelbar mit Menschen an der Lösung von Problemen arbeiten kann. Theoretische Konzepte sind nicht so mein Ding. Mich interessiert vor allem, wie Menschen, jeder Einzelne für sich, aber auch alle gemeinsam in Teams oder ganzen Unternehmen, die Transformation bewältigen.

Das ist ja gerade heute ein wichtiges Thema, weil sich die Welt so rasant und schnell verändert. Wie kann dabei konkret Unterstützung aussehen?

Zunächst einmal muss man wissen, dass man Transformation nicht herbeipredigen kann. Die Aufforderung „jetzt transformiere dich aber mal, passe dich an“ und so weiter, führt nur dazu, dass Menschen sich zurückziehen. Transformation ist etwas, das passiert immer dann, wenn die Umstände uns dazu zwingen. Das können Veränderungen der Märkte sein, neue Gesetzte oder einfach, dass das Geld ausgeht. Dann musst du dich anpassen, als Mensch, als Firma, als Land.

Unterstützung dabei ist nötig, gelingt nicht von außen, mit guten Ratschlägen, sondern immer nur, wenn man direkt im System ist, bei den Menschen. Und Händchenhalten hilft dabei auch nicht, sondern nur, möglichst viel, offen und frühzeitig über die Probleme und was die Menschen bewegt, zu sprechen. Und genau hier beginnt und endet meine Rolle als Transformationsberater: Ich organisiere die Kommunikation über die Probleme und deren Lösung. Und bringe mich natürlich aktiv und mit meinen eigenen Erfahrungen in diese Kommunikation ein.

Du sagst, du machst das jetzt schon über 30 Jahre. Wie lange willst du denn noch arbeiten?

Gute Frage. Die habe ich mir seit einiger Zeit auch gestellt. Und vor ein paar Monaten ist dann die Entscheidung gefallen, dass ich aufhöre, bevor mich keiner mehr haben will. Naja, jedenfalls habe ich in diesem Monat meinen Kunden und Partnern und allen die mich kennen mitgeteilt, dass ich meinen bisherigen Beruf an den Nagel hänge. Aber ich gehe natürlich nicht in den Ruhestand, dafür bin ich ja noch viel zu jung.

Wie alt bist du denn?

Habe ich gerade vergessen (grinst). Jedenfalls starte ich ab jetzt eine neue Berufslaufbahn als Schriftsteller. Das heißt, ein bisschen Schriftstellerei habe ich in den letzten Jahren schon immer betrieben, habe Sachbücher, Fachartikel und Kolumnen geschrieben. Aber jetzt werde ich das richtig professionell machen, Vollzeit sozusagen. Ich habe in den letzten Jahren Ausbildungen dazu gemacht und meine ersten Werke sind bereits erschienen.

Was reizt dich denn besonders an dem Beruf Schriftsteller?

Du schreibst da nicht nur etwas auf, sondern du entwickelst Welten, Charaktere und Geschichten. Das ist eine sehr kreative Arbeit, künstlerisch, und das reizt mich. Es ist ja auf den ersten Blick ein ziemlicher Kontrast zu meinem früheren Beruf, aber nur auf den ersten Blick. Auch als Transformationsberater musste ich kreative Lösungen finden und Geschichten erzählen, um Menschen zu motivieren.

Stefan Fourier, worüber schreibst du denn dann so, als Schriftsteller?

Ich schreibe, Erzählungen, Novellen und Romane über Themen, die Menschen innerlich beschäftigen. Zum Beispiel die Suche nach Sinn und Glück. Oder – daran arbeite ich gerade – über die Fesseln, die uns zwingen, Dinge zu tun, die wir eigentlich gar nicht wollen. Ich setze meine Geschichten immer zwischen Fiktion und Wirklichkeit, weil sich dort, in dem Raum zwischen Zahlen, Daten, Fakten und unserem Denken und Fühlen darüber das Leben abspielt. Nichts ist, wie es scheint, sondern nur, wie wir darüber denken.

Ich habe mitbekommen, dass du auch Fantasy schreibst, warum?

Ich glaube, dass Fantasy ein unterschätztes Genre ist. Warum? Weil seine Potenziale zur Bildung und Erziehung solcher Fähigkeiten wie Kreativität, mit jähen Wendungen umzugehen und über Grenzen hinaus zu denken völlig unterschätzt werden. Vieles, was man da liest, ist in der Tat etwas flach oder sensationslüstern, aber die großen Erzähler, wie Tolkien oder George Martin machen es uns vor. Ihre Geschichten regen an und bringen uns zum Weiterdenken. Das gilt für Jugendliche genauso, wie für Erwachsene.

Und so schreibst du?

Naja, von solchen Giganten bin ich noch ein ganzes Stück entfernt, aber ich versuche mein Bestes.

Anderes Thema: Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung während der Corona-Pandemie?

Die Solidarität und der Zusammenhalt in unserem Dorf, Nienstedt im Deister. Das „im“ betone ich immer besonders, weil es ja auch etwas Besonderes ist. Wo in Niedersachsen wohnt man schon umgeben von Bergen.

Diesen Zusammenhalt durften meine Frau und ich auch erfahren, als Anfang des Jahres unser Haus abgebrannt ist. Wir wurden von unseren vielen Freunden im Dorf super aufgefangen und unterstützt. Das war ein wirklich überwältigendes Gefühl.

In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?

Ich verstehe diese Trennungen überhaupt nicht, weder die zwischen Beruf und Gesellschaft noch die zwischen Arbeit und Freizeit. Oberflächlich sind das natürlich verschiedene Dinge, aber auf einer tieferen Ebene sind das doch alles Teile einer Welt, eines Lebens. Erst wenn man es trennt, gehen doch die Probleme los.

Dann bewertet man: Das eine ist besser, wichtiger als das andere und muss unbedingt Vorrang haben. Ich versuche immer, all die verschiedenen Aspekte des Lebens, der Welt, im Zusammenhang zu sehen und stelle mir dann die Frage: Wo ist hier meine Verantwortung, wo sind meine Interessen und wie berühre ich damit die Interessen anderer. Und wenn du so herangehst, dann findest du Wege und Lösungen, du gut für dich und das Ganze sind, meistens jedenfalls.

Was machst du sonst noch so?

Eine ganze Menge. Ich bin Mentor für meine ehemaligen Kollegen bei Humanagement und für einige Menschen, die früher meine Kunden waren.

Mentor, was heißt das für dich? Ist das so eine Art Coach?

Nein, damit hat es eigentlich nichts zu tun. Wir sind da nicht in einem formalen Prozess miteinander, sondern ich unterstütze sporadisch. Also immer dann, wenn ein Mentee ein Thema hat, von dem er meint, ich könnte ihm mit meinen Erfahrungen bei der Lösung behilflich sein oder einfach mal mental den Rücken stärken, dann ruft er mich an und wir verabreden uns.

Und dann bin ich für meine Enkel da, manchmal haben auch die erwachsenen Kinder ein Thema. Ansonsten arbeite ich gerne im Garten, und meine Frau und ich reisen gerne und wandern viel im Deister. Ja, und natürlich die Nachbarn. Wir pflegen hier alle eine gute Nachbarschaft, klönen viel und sitzen gerne zusammen.

Hast Du ein Motto? Wenn ja, welches?

Mehrere. Auswahl gefällig?

Das Unmögliche denken, dem Unglaublichen vertrauen.
Jeder Ausgang ist ein Eingang ins Freie.
Disziplin ist der Schlüssel zur Freiheit.


Einige meiner Aphorismen finden sich übrigens auf meiner Homepage www.fourier.de

Wo findet man Dich in den sozialen Netzwerken?

LinkedIn und Facebook natürlich, auch bei Xing, obwohl ich da nicht aktiv bin. Dann bin ich noch als Grandpa Fantasy mit wilden Geschichten und Videos bei Instagram, Tiktok, Facebook und YouTube.

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