Grundlagen der Online-PR: Viele Pressestellen und selbst PR-Agenturen (oft eingebunden in größere Werbeagenturen und All-In-One-Anbieter) sind oft vielfach überfordert, wenn sie den Gegebenheiten der rasanten Entwicklung im Marketing allgemein und in den Public Relations speziell folgen wollen. Um dann auch noch gleichzeitig zeitgemäß aktiv zu werden, und teilweise überkommene Vorstellungen von klassischer Öffentlichkeitsarbeit über Bord zu werfen und mit den neuen Technologien klar zu kommen, übersteigt das oft das jahrelang klassisch geprägte Vorstellungsvermögen und den eigenen eintrainierten Leistungsumfang.
Die Zeiten, in denen man die Pressemitteilung „inhouse“ vom Sekretariat oder einem fachlich geschulten Mitarbeiter schreiben ließ, um sie dann per Fax und Mail an die zuständigen Fachzeitschriften zu senden, sind vorbei. Auch genügt es nicht mehr den Pressetext nur mal einfach an „news akt***“ und parallel zu „PR-****way“ zu schicken, um seine Zielgruppe zu erreichen. Letzteres ist zwar schon einigermaßen zeitgemäß, vergibt aber viele Chancen in punkto Vielfalt, Reichweite und vor allem Nachhaltigkeit. In einer Pressemitteilung referenzierte Links sind langfristig ein hervorragendes Kapital, wenn diese in Medien archiviert werden, die eine gewisse Langlebigkeit garantieren, bei einem möglichst hohen Ranking. Je mehr dieser Links wertig untergebracht werden können, umso besser steht die genannte Domain da – und zwar bei der Domainautorität. Je höher sich nämlich diese darstellt, desto besser wird die Auffindbarkeit der Webseite – und darauf kommt es schließlich an im Internet.
Viele Anbieter werben mit Linkbuilding und Backlinkaufbau, da ist zwar irgendwo partiell richtig, trifft aber nicht wirklich des Pudels Kern. Denn die über Pressetexte generierten Backlinks sind zu 98% wertlos, da sie entweder „nofollow“ sind oder auf der Unterseite der Unterseite der Unterthemenseite zu finden sind. Sie werden zwar auffindbar sein, spielen aber für das eigene Ranking keinerlei Rolle. Hier sollte man sich nicht von Anbietern täuschen lassen, die gerne die „Allmacht“ der Pressemitteilung in den Vordergrund spielen, um selber besser ihre Dienstleistung zu verkaufen.
Es spielen etliche Faktoren eine Rolle, um Produkt oder Dienstleistung eine reelle Chance in der vorherrschenden Medienvielfalt- und -überflutung zu geben. Da spielt als erstes die Qualität und Einzigartigkeit des Pressetextes ein Rolle (Unique Content im Online-PR-Deutsch), der Text muss fachlich und sprachlich eine hohe Qualitätsstufe aufweisen und dabei auch authentisch und lesbar rüberkommen. Auch sollte der Schreiber eine gewisse Erfahrung im Umgang mit suchmaschinenoptimiertem Schreiben mitbringen, denn herzlose Burschen aus dem „www“ schreiben bereits für wenige Cent pro Zeile jämmerlich überfrachtete SEO-Texte, in den jeder wichtige Begriff nach und nach „totgeschossen“ wird. Auch hier gilt: manchmal ist weniger mehr.
Ein grundsätzliches Verständnis von Vorgängen innerhalb der IT und vor eben auch der Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist mittlerweile unabdingbar. Die Disziplinen wachsen stärker zusammen, als das nach vor zwei Jahren von PR-Leuten und SEOs angenommen wurde. Das ist die zweite wesentliche Entwicklung im gehobenen PR-Agentur-Geschäft. Unique Content und SEO gehen immer mehr eine unschlagbare Verbindung ein, wenn es um das gelungene Darstellen nach außen geht. Neugegründete Allianzen zwischen beiden Richtungen sind immer mehr im Entstehen und wirken sich bereits positiv aus. Allerdings bestehen auch noch viele Hemmschwellen zwischen den Disziplinen, da sie sehr unterschiedlich funktionieren, leider ist auch der Konkurrenzgedanke gerade hier oft sehr deutlich spürbar.
Das bedeutet im Fazit aber eben auch: jeder, der heute die sensible Bühne der Online-PR betritt, muss viele Fähigkeiten mitbringen, um gut oder noch besser zu sein. Er muss sprachlich gut, themenorientiert und eloquent schreiben können und dabei immer über die neuesten Entwicklungen bei Google und den daraus resultierenden Folgen für suchmaschinenoptimiertes Schreiben informiert sein. Er sollte mehr als nur Anwender auf seinem Computer sein, denn er wird es erleben, dass er ganze Abende über Konfigurationen und Anpassungen sitzen wird, um das Monstrum „Online Public Relations“ zu beherrschen und zielgerichtet zu steuern. Er muss darüber hinaus einiges von SEO ganz allgemein verstehen, ohne sich dabei selbst großspurig SEO zu nennen, denn dafür bedarf es weitaus mehr. Er muss aber eben vor allem mit seiner ganzen Persönlichkeit hinter dem stehen, was er nach außen vertritt und mit Lust und Laune dabei sein – denn der Leser merkt das.
Public Relations sind sehr viel transparenter geworden als noch vor zehn Jahren und oft sind unsere Leser auch selber Blogger und mit Facebook, Twitter und Google+ viel besser vertraut als sich manch geistig angegrauter Öffentlichkeitsarbeiter klarmachen kann und will. Ein Blick in die genannten Medien zeigt viel sehr kreative und einfallsreiche User, die offensichtlich begriffen haben, wie man auf der Welle der Wahrnehmung und der positiven Reputation surft. Eine Aufgabe, die längst nicht alle PR-Arbeiter verinnerlicht haben. Im medialen Infrastrukturwandel, in dem wir uns seit längerem befinden, gibt es nur eine Regel: alles verändert sich – und zwar schnell. Der Spruch vom lebenslangen Lernen, der uns schon lange begleitet, fängt an sich neu zu definieren. Die Tatsache bleibt, aber die Zeiträume werden immer kürzer…
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Schöner, sehr treffender Artikel, Frank. Hoffe, wir finden diesen auch in unseren Online-PR-Gruppen so wieder. Sollte sich alle PR’ler, Werbetexter und Agentur’ler mal hinter die Ohren schreiben!