Wertschätzende Online-Kommunikation – das ist Nicole Y. Männl
Nicole Y. Männl, seit 2006 Freiberuflerin – NYdigital – mit einem digitalen Lösungs-Portfolio für das Web und die Onlinekommunikation. In einem Satz: Kunden unterstütze ich in Situationen, wenn sie digital mit ihren Kunden kommunizieren wollen.
Was machst Du beruflich, wo liegt dabei der Fokus?
Nach meiner einjährigen Vollzeit-Fortbildung zur E-Commerce-Fachfrau (mit IHK-Abschluss in 2000) habe ich in einem IT-Systemhaus gearbeitet und beim Niedersächsischen Bildungsserver (dem Kultusministerium nachgeordnet). Dann habe ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.
Seit 14 Jahren erstelle ich WordPress Websites und bin immer und überall dabei, wenn es etwas Neues gibt. Ich teste gerne neue Plugins, Tools, Technik, erstelle Designs und bilde mich ständig weiter. Lebenslanges Lernen ist für mich völlig normal.
Zugegeben ist das sogar meine Schwäche, denn ich kann an keinem spannenden Tool vorbeigehen, ohne es mir angeschaut zu haben. So habe ich mir in der gesamten Zeit ein großes Portfolio an Wissen aufgebaut. Davon profitieren Kunden, die meistens erstmal “nur” eine Website haben möchten oder einen Relaunch anstreben. Early Adopter auf Social Networks bin ich auch, schaue mir neugierig alles an. Wobei ich mich an der Umsetzbarkeit für kleinere Unternehmen orientiere und dort Schwerpunkte setze, um mein Wissen weiter zu geben.
Daher gebe ich auch gern Workshops (z. B. “Instagram für KMU” für die IHK) und halte Webinare ab. Ich mag die Moderation, ob auf der CeBIT Webciety oder den Webmontag (2007-2012); seit längerer Zeit ist auch das digitaler geworden. Ich bin häufiger in der Co-Moderation beim VDSG anzutreffen und biete Support-Screensharings an sowie Schulungs-/Erklärvideos für meine Kunden.
Wie bei dieser Palette deutlich erkennbar wird, habe ich keinen speziellen Fokus, sprich keine Einschränkungen auf bestimmte Themen oder Branchen. Die Kunden-Branchen variieren vom Autohaus über hochkarätige Beratungsfirmen bis zur Zimmerei. Diese Flexibilität und Empathie ermöglicht es mir aktuell – nach jeweiligem Bedarf – meine digitalen Angebote maßzuschneidern und ständig anzupassen.
In welchem Bereich fühlst du dich am wohlsten und warum?
Ganz klar digital. Wenn ich mit meinen – mittlerweile – 2 Webservern, die ich selber administriere, neue Dinge ausprobieren kann, bin ich happy. Alle meine Websites und Blogs sowie Entwicklungsumgebungen (zurzeit um die 30) laufen dort. Ich habe zwei selbstgehostete Clouds (eine für meine Steuerunterlagen und weitere sensible Daten, eine für Kundenkommunikation). Mein Rechnungsprogramm ist eine Webanwendung, die auf meinem Server läuft und meine Newsletter laufen selbstverständlich auch selbst gehostet.
Wenn ich genug in meinem digitalen Elfenbeinturm “gespielt” habe, dann brauche ich Kommunikation. Wertschätzende Online-Kommunikation, beispielsweise in Facebook-Gruppen, ist für mich wichtig. Auch hier administriere/moderiere ich gern (Social Media Women). Ich liebe den Austausch von Wissen und Meinungen: echtes Geben und Nehmen, jede Frage wird mit Respekt behandelt und hilfreich beantwortet und auch konstruktive Kritik geäußert.
Die Kundenkommunikation macht mir ebenso Freude. Da ich keinen Vorgesetzten habe, der meine Leistung anerkennt, freue ich mich über das Lob meiner Kunden, wenn Projekte zur vollsten Zufriedenheit ablaufen.
Das Real Life “brauche” ich natürlich auch. Ich mag BarCamps (habe selber schon 2 organisiert/moderiert), Netzwerktreffen und Fortbildungsveranstaltungen.
Viele Unternehmen spüren, dass sich die Welt um sie rasant schnell verändert. Wir bringst Du diese Erfahrung zu Deinen Kunden, wie vermittelst Du sie Ihnen?
Für mich ist die Welt nicht rasant, denn die Schnelligkeit ist gelebte Normalität. Für meine Kunden habe ich immer ein offenes Ohr sowie Verständnis, wenn sie nicht so schnell “mitgekommen” sind. Ich unterstütze dabei, dass sie digitaler werden können und technisch selbstständiger werden – wenn sie dazulernen wollen.
Ich zwinge oder überrede keinen dazu, zeige jedoch immer gern auf, was sie für Möglichkeiten haben. Mache auch ungefragt Vorschläge, die aus meiner Sicht passend sind. Meistens bleibt das im Ohr und nach einiger Zeit kommen sie wieder auf mich zu. Den komplizierten Teil der Technik übernehme ich (das Einrichten eines Tools beispielsweise) und den alltäglichen Umgang zeige ich, damit der Kunde unabhängig von mir damit arbeiten kann. Das schaffen wir gemeinsam, Hand in Hand und auf Augenhöhe.
Wie würdest Du aus Deiner Sicht den Begriff „Digitalisierung“ erklären?
An sich besteht die Digitalisierung, seitdem wir einen PC/Mac nutzen, erstmal nur aus dem Vorhandensein von Informationen und Daten in digitaler Form – digitalisierte Bilder, Texte usw. oder das digitale Originalformat. Viele Menschen sind in diesem Anwender-Stadium stecken geblieben. Leider. Hinzu kommt aber immer mehr die Veränderung mit dem Umgang digitaler Daten, ich spreche über Prozesse und Ereignisse.
Kleines Beispiel wie Digitalisierung falsch verstanden wird: Briefe schreiben ist analog. Wie geht es digital? Wer heute noch einen Newsletter mithilfe des Adressbuches direkt aus dem E-Mail-Programm sendet, macht große Fehler. Massen-E-Mail-Versand wird als Spam erkannt, die Zustellbarkeit wird erschwert, die eigene Mailadresse landet auf sogenannten Blacklists und irgendwann erreicht keine einzige Mail mehr ihr Ziel.
Wer jedoch ein Newsletter-Tool, am besten auf der eigenen Domain, nutzt und ein paar technische Vorkehrungen trifft (hier halte ich mich mal zurück, das würde sonst den Rahmen sprengen), erreicht das gesetzte Ziel besser, sicherer und DSGVO-konform. Zudem sind interessante Auswertungen möglich, zum Beispiel kann die Öffnungsrate analysiert werden. Wenn man mit diesen DSGVO-konform erhobenen Daten weiterarbeitet, hat man einen optimierten Workflow und noch viele Vorteile mehr, was letztlich auch der Umsatzsteigerung dient.
Kurzum: die Digitalisierung ist im ständigen Fluss, muss weiterentwickelt werden, benötigt entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und soll die firmenrelevanten Prozesse optimieren. Wer das erkannt hat und danach handelt, ist auf dem richtigen Weg.
Welche Geschäftsmodelle haben in Zukunft die besten Chancen?
Respektvolles Marketing ist für mich gerade ein großes Stichwort. Ein Negativ-Beispiel: Wenn ich bei einem Webinar-Dienst eine Nutzungslizenz kaufe und danach meine Kunden, die ich zum Webinar einlud, ungefragt/unerlaubt eine Mail bekommen, dass sie doch auch das tolle Produkt kaufen sollen, dann läuft etwas im Marketing des Dienstleisters/Produktanbieters verkehrt.
Mit unerwünschter Penetranz geht es nicht, das Geschäftsmodell erfolgreich aufzubauen. Hier muss die Kommunikation klar nachbessern. Für mich als Einladender ist es nämlich recht peinlich bis teils sogar geschäftsschädigend, wenn mein Kunde mir erzählt, was für eine Mail im Anschluss vom Tool-Anbieter kam.
Erfolgreiche Geschäftsmodelle sind die, die nicht aufhören sich stetig weiter zu entwickeln. Zudem ist auf den Mehrwert für den eigenen Kunden zu achten. Das offene Kommunikations-Ohr für Kundenwünsche ist das Wichtigste neben der Flexibilität sowie dem Wunsch immer besser zu werden.
Was hast Du bisher für Erfahrungen mit der DSGVO gemacht? Wir haben ja 2018 alle viel Zeit und Geld in das Thema gesteckt, gibt es bereits Erfahrungen damit? Wirkt sich die aktuelle Gesetzgebung praktisch auf Dein Business aus?
Circa 6 Wochen zu 50% meiner Arbeitszeit hat mich die DSGVO im April/Mai 2018 gekostet. Viele Dinge waren noch nicht klar formuliert (Auslegungssache). Manches wurde erst später mit gerichtlichen Urteilen “spruchreif”. Schlussendlich bin ich jetzt sehr gut aufgestellt, was meine Dienstleistungen angeht und wie ich meine Kunden beraten kann. Und selbstverständlich hört das nie auf, dass man up-to-date bleibt.
Für Websites und die Online-Kommunikation habe ich meinen Kunden viel Hilfestellung geben können. Mit dem Erfahren von großer Dankbarkeit, denn kleine Unternehmen oder Freiberufler aus anderen Bereichen sind verständlicherweise – heute und auch morgen noch – mit der Umsetzung und Beachtung überfordert.
Für mich war es ein neuer Umsatz und Akquiseansatz und ist es nach wie vor. Wobei es mittlerweile so selbstverständlich wie es ABS beim Auto ist. Das bestellt keiner extra, das ist muss im Paket drin sein. Meine Kunden können sich darauf verlassen. Trotz meines routinierten Umgangs ist es zwar immer noch ein Kostenfaktor (z. B. die jährlichen Lizenzkosten für das Cookie-Opt-in), aber die Nichtbeachtung der DSGVO kann sehr viel teurer werden. Wichtige Anmerkung: Selbstverständlich kann und darf ich keine Rechtsberatung geben. Jedoch helfe ich gern durch den Paragraphen-Dschungel.
Durch die rechtliche Komponente der DSGVO, die bei den Websites und Webdiensten ins Spiel kam, konnte ich auch positiv auf Sicherheits- und Backup-Funktionen einwirken. Hier sind die Ohren offener geworden. Was gut ist, denn einige meiner Neukunden kamen mit einer unsicheren Website zu mir, die ich auf Vordermann gebracht habe. Auch Hacking-Opfer waren darunter. Nach Säuberung der Websites wurden diese optimal abgesichert.
Ich habe oft geflucht über die DSGVO, aber es ist gar nicht so schwierig, wenn man weiß, was wie geht und vor allen Dingen auch, was nicht geht.
In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?
Zu 99,9% halte ich mich aus politischen Diskussionen in Social Networks heraus. Ich habe keine Lust auf endlose, provozierende Diskussionen (mit Trollen). Ich war bis vor einigen Jahren knapp 4 Jahre Partei-Mitglied mit zwei Funktionen (Stellvertretender Vorstand sowie parallel auf übergeordneter Stadtebene Beisitzerin). Ich muss sagen, dass mich die Arbeit nicht gerade erfüllt hat. Mein damaliger Vorstoß in die Digitalisierung wurde abgeschmettert. “Sie waren noch nicht so weit”, sage ich im Nachhinein.
Ich war zu früh mit dem Thema am Start und habe mich einfach wieder elegant zurückgezogen. Das hatte aber noch weitere Gründe, die ich nicht weiter ausführe. Für meine Arbeit ist die politische Einstellung weniger relevant. Ich halte mehr davon, als (parteilose) Humanistin zu gelten und verhalte mich entsprechend.
Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung? Was ist Dir im Job besonders gut gelungen? Was war für Dich eine völlig neue Erfahrung?
Die beste Erfahrung und Entscheidung habe ich im Oktober 2006 getroffen. Ich habe mich – allgemein gesprochen – von “Vorgesetzten” getrennt und selber zur Unternehmerin gemacht. Ich liebe es, Verantwortung zu tragen, Entscheidungen zu treffen und für etwas gerade zu stehen. Dabei arbeite ich mit Kunden auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt.
Was ich gar nicht brauche ist Druck (von oben) und etwas tun zu müssen, von dem ich nicht überzeugt bin. Heute ist ja alles etwas weniger hierarchisch und “teamiger”. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, ohne eine spannende innovative Führungsposition inne zu haben, jemals in die Tretmühle des Angestelltendaseins von damals zurück zu kehren. Es kann nicht sein, dass es darauf ankommt, um Punkt 8 Uhr für 7,75 Stunden seine Zeit am Schreibtisch abzusitzen. Ich arbeite heute auch mal 10-12 Stunden am Tag, wenn es Sinn macht und dafür den nächsten Tag nur 6 oder 7. Ich bin mit der Selbstbestimmtheit sehr zufrieden. Jeden Tag aufs Neue.
Welche Tools arbeiten für Dich sinnvoll, womit erleichterst Du Deinen Alltag?
Darf ich einen extra Artikel dazu schreiben? Okay, ich zähle mal nur die meistgenutzten Tools auf, die ich regelmäßig nutze:
Last Pass (Passwort-Manager), Authenticator (2-Faktor-Authentisierung für Logins), selbstgehosteten Cloudspeicher mit weiteren Features (ähnlich einem Trello-Board, Datei-Sharing usw.), One Note als Notizbuch, Toggl als Zeiterfassung, Asana für Projekt-Management.
Bildbearbeitungstools gibt es sehr viele, ich nutze unter anderem alles von Affinity und komprimiere meine Bilder (fürs Web) gleich in der WordPress Website mit dem Plugin Short Pixel. Überhaupt gibt es einige spezielle WordPress Plugins, die ich dosiert einsetze und die mir viel Arbeit ersparen.
Von den bekannten Webinar-Plattformen sind fast alle in der Nutzung dabei – ich passe mich meinen Kunden und Kooperationspartnern da gern flexibel an. Und natürlich alle möglichen Social Media Apps samt Messenger-Funktionen. Ich habe zeitweise über 500 Apps auf meinem iPhone. Unbenutzbare Apps oder die mir nicht gefallen oder “dienen” werden wieder gelöscht. Wenn ich ein “Problem” habe, es eine App dafür geben könnte, dann suche ich mir die beste Lösung und finde sie (meistens) auch.
Hast Du ein Motto? Wenn ja, welches?
Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen. Hans-Peter Dürr, Physiker
Das Zitat von Albert Einstein gefällt mir auch: “Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.”
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